Vor 14 Tagen brannte der Wald, stürmte es mitten in der Nacht, setzte irgendwann der Regen ein. Alles bei weit über 35 Grad.
Kurz vor Mitternacht entschied ich, nackt in den Pool zu gehen, fühlte mich eins mit dieser Welt und ihrem Chaos. Die Bären rannten durch den Garten, immer wieder Sirenen im Hintergrund.
Plötzlich veränderte sich Ludwigs Haltung. Er zeigte an, dass irgendetwas überhaupt nicht in Ordnung war. Direkt danach eskalierten alle drei Hunde. Der Mann ging zum Tor, wo drei uniformierte Menschen in der Dunkelheit standen. Mir war schlagartig eiskalt. Ich stieg aus dem Wasser, warf mir ein Handtuch über, brachte die Bären ins Haus und ging selber wieder nach draußen.
Es goss inzwischen in Strömen.
Ich wusste bereits, wer dort stand und was sie wollten.
3 Beamte der Kriminalpolizei betraten unseren Garten. „Wollen wir vielleicht hineingehen?“
Nein, sagte ich. Ich denke nicht, dass das eine gute Idee wäre.
„Sind Sie die Tochter von…?“ „Lebt Ihr Vater in Schweden?“ „Wir… also ….“
Er hat sich selbst getötet, nicht wahr? Wann haben Sie ihn gefunden?
In der Dunkelheit konnte ich die Erleichterung nicht sehen, sehr wohl aber in ihren Stimmen hören, als sie weitersprachen. Es wechselten einige Dokumente die Seiten, der Mann nahm alles an sich und schützte es vor dem Regen. Die dringende Bitte, am nächsten Tag bitte sofort in Stockholm anzurufen.
Es war kurz und schmerzlos.
Ich weiß seit meiner Kindheit, dass dieser Tag irgendwann kommen würde und sein Gesundheitszustand war mir ebenfalls bekannt.
Der Mann legte die Dokumente von mir ungelesen in die Diele und ich ließ die Hunde wieder raus.
Das würde alles bis morgen warten können.
Ich ließ mich ins kalte Wasser gleiten und tauchte unter.
Allein. Letzte. Überlebt.
Überlebt.
Es ist sehr lange her, als ich erstmals den Begriff Überlebende statt Opfer las.
Du bist der Inbegriff des Überlebens.
vom 06.08.2022, 15.04